Heinrich Hansjakob wurde am 18. August 1837 in Haslach i. K. als Sohn eines Bäckers und Gastwirts geboren.
Nach
dem Abitur in Rastatt studierte er an der Universität Freiburg
Theologie und Philologie (Latein und Geschichte). 1863 wurde er zum
Priester geweiht. Nach dem philologischen Staatsexamen war er 1864
Lehramtspraktikant in Donaueschingen. 1865 promovierte er in Geschichte
an der Universität Tübingen. Seit 1865 war er Lehrer und provisorischer Schulleiter an der Höheren Bürgerschule in Waldshut.
Er engagierte sich damals auf Seiten der Katholischen Volkspartei im
badischen Kulturkampf und wurde wegen seiner Angriffe auf die liberale
badische Regierung aus dem Schuldienst entlassen, von der Liste der
badischen Lehrer gestrichen und zu einer einmonatigen Gefängnisstrafe
verurteilt, die er auf der Festung Rastatt verbüßte.
Von 1869 bis 1884 war Hansjakob Pfarrer in dem Winzerdorf Hagnau am Bodensee. Dort gründete er 1881 die erste badische Winzergenossenschaft. Von 1871 bis 1881 war Hansjakob Abgeordneter der Katholischen Volkspartei für den Wahlkreis Offenburg-Land im badischen Landtag in Karlsruhe. Wegen erneuter Angriffe auf die badische Regierung und ihre Beamten wurde er 1873 wieder zu einer sechswöchigen Haftstrafe verurteilt, die er im Gefängnis in Radolfzell absaß.
Von 1884 bis 1913 war Hansjakob Stadtpfarrer in St. Martin in Freiburg. Dort stand er in ständigen Auseinandersetzungen mit dem Erzbischöflichen Ordinariat. Als einer der wenigen badischen Priester lehnte er es ab, den von der Amtskirche angeordneten „Antimodernisteneid“ abzulegen. Auch das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes wurde von ihm abgelehnt. Seine Abneigung gegen die „Wibervölker“, wie er die Frauen nach Kinzigtäler Mundart nannte, war nach alldem, was wir aus seinem Privatleben wissen, nur eine Pose.
Hansjakob war ein überzeugter
Demokrat, Republikaner und Pazifist. Als äußeres Zeichen seiner
Verehrung für die badischen Revolution 1848/49 und seiner revolutionären
Geisteshaltung trug er Zeit seines Lebens den breitkrempigen
„Heckerhut“. Hansjakob war einer der ersten Ökologen, der die
Umweltverschmutzung seiner Zeit anprangerte.
Seit 1886 verbrachte er
jedes Jahr seinen Urlaub in Hofstetten, das er sein „Paradies“ nannte.
1897
veröffentlichte er sein Hofstetter Tagebuch "Im Paradies". Auf der
„Brand“ in Hofstetten ließ er von1901 bis 1903 seine Grabkapelle und
Gruft bauen. Im Gasthaus „Zu den drei Schneeballen“ hatte er ständig
zwei Zimmer gemietet. 1913 ließ er sich pensionieren und baute in
Haslach seinen Alterssitz, den „Freihof“. Dort ist er am 23. Juni 1916
im Alter von 79 Jahren gestorben und wurde am 25. Juni in seiner Gruft
hinter seiner Grabkapelle in Hofstetten beigesetzt. Der „Freihof“ ist
heute Hansjakob-Museum und Hansjakob-Archiv.
Hansjakob zählt mit
seinen 74 Büchern zu den bekanntesten und populärsten Schriftstellern
Süddeutschlands. Berühmt machten ihn vor allem seine „Volksbücher“ wie
Wilde Kirschen, Schneeballen (3 Bände), Bauernblut, Erzbauern,
Waldleute, Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin u. a., in denen er
die Alltagsgeschichte der kleinen Leute, der Landbevölkerung im
Schwarzwald im 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, darstellte und sich
als Chronist des Brauchtums erweist. Seine zahlreichen Reisen fanden in
Reisetagebüchern seinen Niederschlag, die Predigten des wortgewaltigen
Pfarrers sind in elf Predigtbänden gesammelt.
Autor: Manfred Hildenbrand